Neue Kategorie: “Found Places”
Als Jugendlicher war ich bei den Pfadfindern. Das war ein ziemlich lustiger Haufen und als offizielle Gruppe waren wir eigentlich nur durch unsere Halstücher erkennbar, die wir hier und da trugen. Ein Spaß, den wir uns beim Gruppentreffen oder am Lagerfeuer immer wieder gönnten, war, uns über den Begriff “Pfadfinder” zu lustig zu machen. Der erzeugte nämlich unnötigen Stress, da man sich ja auf keinen Fall jemals verlaufen durfte. Denn sonst wären wir ja nur “Pfadsucher” gewesen. Schließlich konnte niemand garantieren, dass wir den Pfad auch wirklich fanden. Sicherlich ein gängiger Scherz.
Inzwischen habe ich ähnlichen Spaß mit dem Begriff der “Lost Places”. So werden alte, verlassene Häuser oder stillgelegte Fabriken genannt, die heute beliebte Fotomotive sind. Oft laufen sie auch unter dem Label “Urb-Ex”, also “Urban-Exploration”. Ich bin selbst ein großer Fan von solchen Bildern (wobei ich als Archäologe in so einem Fall eher von einem “aufgelassenen Orten” sprechen würde).
- Kein gutes Foto, aber ein echter “Lost Place”: Fotolabor in einem alten Museum.
- Auch ziemlich verloren: verfallene Hütte am Wegesrand.
- Ganz klassisch: ein alter, aufgelassener Friedhof.
Aber genauso, wie die Sache mit den “Pfadfindern”, sind auch die Fotos von “Lost Places” eigentlich ziemlich kurios. Denn diese Orte sind ja offensichtlich soeben wiedergefunden worden. Sonst gäbe es ja keine Fotos von ihnen.*
Ich habe mir deshalb gedacht, dass es doch im Gegensatz dazu mal spannend sein könnte, einige “Found Places” vorzustellen: Plätze, die ich irgendwann einmal gefunden habe.
- Mit Hilfe einer guten Freundin gefunden: den Aître Saint-Maclou, der alte Pestfriedhof in Rouen.
- Zufallsfund in Berlin im Untergeschoß des Bode-Museums.
- Hier ist wirklich etwas verloren gegangen: Reste eines Hauses am Mont-Sant-Michel.
- Manche Orte sahen am Anfang gar nicht so spektakulär aus.
- Bis ich dann weiter ging: die Drachenschlucht bei Eisenach.
- Solche Sitzplätze gibt es nur in Burgen mit sehr dicken Mauern. Ich finde, es sieht gemütlich aus.
- In einem Hinterhof lungerten diese Statuen herum.
- Auch in einem Hinterhof: Was für eine Baugeschichte mag sich dahinter verbergen?
- Einer meiner Lieblings-Found-Places: der alte Zoo in Münster.
- Verlorene Technik wiedergefunden.
- Man braucht nicht immer weit zu reisen, um interessante Orte zu finden. Zum Beispiel diese idyllische Brücke in einem Park.
- Was ich wohl als nächstes finden kann??
Das Gute daran ist, dass sicher jeder von uns einige “Found Places” kennt. Und vor allem, dass praktisch jeder Ort gefunden werden kann. Zumindest solange ich selbst ihn noch nicht kenne. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, dass vielleicht schon jemand anders vor mir da war. Schließlich ist das bei Christoph Kolumbus nicht anders gewesen.
Wer hier auch einmal andere Beiträge anschaut, wird feststellen, dass ich schon öfter von solchen Orten geschrieben habe. Aber jetzt gibt es einen offiziellen Namen dafür: die “Found Places”!
* Falls irgendjemanden die Ironie in diesem Satzes nicht aufgefallen ist, sei hier noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen!