Fester Termin: Tagung der LWL-Archäologie
Auch wenn ich lange nicht mehr in der “Amtsarchäologie” gearbeitet habe, mache ich mich doch jedes Jahr auf den Weg und besuche die Jahrestagung der Landesarchäologie. Einfach schon aus Neugier, um zu hören, was im letzten Jahr an Ausgrabungen und Forschung so passiert ist. Spannend ist das jedes Mal, allerdings jedes Mal aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Mit meinem ersten Eindruck stand ich diesmal nicht ganz alleine. Auch bei den obligatorischen Eröffnungsreden fiel das Wort “Klassentreffen”. Und natürlich geht es bei solchen Anlässen tatsächlich auch darum Leute zu treffen, die man lange nicht gesehen hat. Sowas läuft heute unter dem Begriff “Networking”. Und so habe ich mal wieder etwas für mein archäologisches Netzwerk getan.
Die Reden am Anfang solcher Veranstaltungen können ja manchmal etwas fordernd sein. Aber unser Landesarchäologe hat den Dreh wirklich raus und es gelang ihm ein guter Einstieg in den Tag.
Obwohl das Treffen eigentlich durchaus auch ein breiteres Publikum angesprechen soll, ist und bleibt es eine Fachtagung. Ein Besucher ohne Vorkenntnisse wird wahrscheinlich schnell den Faden verlieren.
Wobei die Interpretationsmöglichkeiten, die ein einfacher Tondeckel bietet, auch für Nicht-Archäologen ziemlich unterhaltsam sein können. Zumindest, nachdem sie sich durch die archäologische Systematik gekämpft haben.
Wirklich ein Thema für alle war aber dann die Vorstellung von Magnetprospektionen mit dem Quad. Die Idee ist eigentlich naheliegend. Ich habe bei sowas nie selbst mitgemacht, aber auf Dauer ist es vermutlich einfach sehr anstrengend die Messgeräte mit Muskelkraft über mehrere Hektar Fläche zu schleppen. Also baut man das Ganze an ein Quad und fährt damit gemütlich über den Acker.
Ein Abstecher in die Industrie- und Unterwasserarchäologie mitten im Mittelgebirge bewies wieder einmal, dass Archäologie auch abenteuerlich sein kann (und darf) und auch bei einer nur 150 Jahre alten Eisenbahnbaustelle Neues zu Tage fördern kann. Die Presse nahm das Thema jedenfalls dankbar auf (Spiegel online, focus online, Westfalen-Blatt, Neue Westfälische; hier auch die offizielle LWL Pressemitteilung, und der Beitrag vom Blog der LWL Archäologie).
Etwas unerwartetes gab es auch: “Celtic Fields”, kleine, quadratische Ackerflächen aus der Eisenzeit. Wie der Name schon vermuten lässt, waren sie bisher hauptsächlich von den Britischen Inseln und aus den keltischen Regionen Deutschlands bekannt. Bei der Auswertung von Radarscans tauchten jetzt aber auch im Westfälischen solche kleinen, von niedrigen Wällen umrahmten Feldfluren auf.
Dass heute hierzulande plötzlich noch eine komplett neue Fundgattung auftaucht, ist tatsächlich ungewöhnlich. Wahrscheinlich gehören die “Celtic Fields” in Westfalen aber einfach in die Kategorie “gab’s schon immer, haben wir aber vorher noch nicht drauf geachtet”. Das ist auch nicht schlimm, denn jetzt wissen wir ja davon.
Auch bei diesem Vortrag ist mir an diesem Tag wieder aufgefallen, wie sehr die Archäologie von der Digitalisierung profitiert. Für den ganzen Bereich der Vermessung und vor allem auch der Rekonstruktion bietet sie unendliche Möglichkeiten. Und das ist dann auch wieder für Nicht-Wissenschaftler spannend.
Relativ erfreut war ich darüber, dass ich selbst bei den spezielleren Vorträgen der Präsentation problemlos folgen konnte. Vieles erschien mir als eine Ergänzung von Bekanntem. Das eine oder andere habe ich vom Studium wohl doch behalten.
Im Foyer gab es neben Kaffee- und Brötchennachschub selbstverständlich reichlich Gelegenheit, an einigen Büchertischen in Literatur zu stöbern. Die Fachschaft Ur- und Frühgeschichte der Uni Münster hatte einen Infotisch aufgebaut und das Dendrolabor Köln zeigte einige schöne, ziemliche alte Holzstücke (kein Scherz, das ist deren Job! Mich fasziniert die Dendrochronologie schon ziemlich lange. Ich glaube, ich muss bald mal was dazu schreiben).
Als Fazit bleibt aber das, was ich eingangs erwähnt habe: Wer sich für die Archäologie in Nordrhein-Westfalen interessiert oder einfach einen Überblick darüber haben möchte, sollte sich dieses Event auf jeden Fall merken. Alternativ gibt es jedes Jahr die Print-Version in Form der “Archäologie in Westfalen Lippe” (die auch in der Stadtbücherei oder in Bibliotheken zu finden ist). Dumm ist dabei nur, dass diese Buch aus schreiberischen Gründen immer ein Jahr hinterher hinkt.
Aber was ist für Archäologen schon ein Jahr?