25 Jahre Stadtarchäologie Soest
In vielen Fällen wird die Aussicht, an Ausgrabungen teilnehmen zu können, ein entscheidender Grund sein ein archäologisches Fach zu studieren. Das behaupte ich einfach mal. Alte Fundstücke oder Reste alter Gebäude freizulegen, die vor Jahrhunderten einmal von Menschen benutzt oder bewohnt wurden, ist einfach eine aufregende Vorstellung. Zumindest bei mir war das der Fall.
Die Stadt, in der ich zur Schule gegangen war, hatte nun kurz bevor ich mein Studium begann eine eigene Stadtarchäologie eingerichtet. Und jeder, der Soest einmal besucht hat, kann auf den ersten Blick erkennen, dass es eine lange Geschichte besitzt. Auch früher hatte es hier schon Ausgrabungen und interessante Funde gegeben, aber von einer eigenen Behörde für die archäologische Erforschung der Stadtgeschichte durften die Soester einiges erwarten. Sie wurden nicht enttäuscht und im August dieses Jahres wurde jetzt das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen der Stadtarchäologie Soest gefeiert.
Als Student habe ich an einigen der Ausgrabungen im ganzen Stadtgebiet mitgearbeitet. Auf dem Burgtheaterparkplatz etwa, hinter dem alten Kino. Das war meine erste Erfahrung mit praktischer Archäologie überhaupt. Für mich bedeutete das zuerst mal Eimer mit Abraum schleppen und Vermessen und Zeichnen lernen, was man als Anfänger halt so macht. Dann die Grabung am, beziehungsweise unter dem (gerade abgerissenen) Gemeindehaus der Petrikirche, mitten im Zentrum des mittelalterlichen Soest. Dort habe ich zum ersten mal einen Friedhof ausgegraben (9./10 Jahrhundert), was anfangs ein sehr merkwürdiges Gefühl verursachen kann. Und natürlich des archäologische Betreuung des Baugebiets 123 im Soester Südwesten, wo ich zum ersten mal (kommissarische) eine Grabung geleitet habe.
Es war schön zu erfahren, dass einige dieser Grabungen heute zu den bekanntesten Grundlagen der archäologischen Forschung in Soest gehören.
Die Dinge, mit denen sich Archäologie beschäftigt, sind an für sich erstmal unsichtbar. Zuerst liegen sie unter der Erde und später in irgendwelchen meistens nur schwer zugänglichen Magazinen herum. Dort warten sie auf ihre wissenschaftliche Bearbeitung und Publikation. Und dann erst werden einige davon in einem Museum ausgestellt. Wer sich später für die Fundumstände, die Befunde oder die ganze Grabung interessiert, muss sich in der Regel durch die entsprechenden, umfangreichen Publikationen kämpfen. Schön, so funktioniert Wissenschaft halt .
Netterweise hat die Stadtarchäologie Soest zum Jubiläum einen Sonderband ihrer “Soester Beiträge zur Archäologie” herausgebracht. Es ist eine knappe und verständliche Zusammenfassung der letzten 25 Jahre, in der die wichtigsten Ausgrabungen und deren Ergebnisse präsentiert werden.
Für mich ist dieses Heft fast wie eine Art Fotoalbum. Ich kann darin schmökern und mich an interessante und spannende Ausgrabungen in Soest erinnern. Und auf der Grillparty, die nach dem offiziellen Teil des Jubiläums im Garten des Burghofmuseums stattfand, habe ich viele Leute wiedergetroffen, denen das wahrscheinlich genauso geht.
Insofern meine besten Grüße in den Seitenflügel des Stadtarchivs in Soest: Alles Gute und weiter so.